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Die Klinikschule der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) ist eine Schulfiliale der Marianne – Buggenhagen – Schule. Die Klinikschule ist in einem seperaten Gebäude auf dem Gelände des Helios-Klinikums untergebracht. Es werden nur Schüler*innen unterrichtet, die gleichzeitig Patient*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind. Damit verfügt die Klinikschule über 80 Schulplätze und orientiert sich mit dieser Anzahl an der Aufnahmekapazität der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Schüler*innen kommen aus allen Jahrgangsstufen, von der 1. Klasse bzw. SAPH bis zur Gymnasialen Oberstufe. Bei den Herkunftsschulen sind alle Schularten vertreten.

Der Unterricht

Diese sehr unterschiedliche und sich kontinuierlich verändernde Schülerschaft wird in 11 jahrgangs- und schulartgemischten Klassen zu jeweils 6 Schüler*innen unterrichtet. Eine weitere Klasse wird als Doppelklasse geführt. In ihr lernen 12 Schüler*innen gemeinsam. Die Kriterien, nach denen die einzelnen Schüler*innen den Klassen zugeordnet werden, sind die Jahrgangsstufe und die Gemeinschaftsverträglichkeit bestimmter Schüler*innenkonstellationen. Jede Klasse verfügt über einen eigenen Klassenraum. 10 Klassenräume sind mit einem interaktiven Whiteboard ausgestattet. Außerdem können die Schüler*innen zur Unterstützung von Lernprozessen auf die Benutzung von i-Pads, Laptops sowie PC´s zurückgreifen. Diese erleichtern die Vernetzung zu den jeweiligen Herkunftsschulen. Damit können die Schüler*innen Aufgaben aus ihren Schulen leichter bearbeiten und Lernplattformen besser nutzen. Darüber hinaus können die Schüler*innen der Klassen einen Computerraum und eine Schüler*innenbibliothek nutzen. Diese wurde im Schuljahr 2021/22 umgebaut, erneuert und erweitert. Sie kann nun als Ort der Wissenserweiterung oder Rückzugsort genutzt werden.

Wir bieten den Schüler*innen einen Kernunterricht von täglich zwei Blöcken zu je 90 Minuten an. Alle übrigen Stunden werden individuell als Nachmittagsunterricht erteilt.

Die Klinikschule versucht, Schulnormalität durch das Angebot klassen- und schulartspezifischer Bildungsinhalte aufrecht zu erhalten. Der Unterricht orientiert sich an den Rahmenlehrplänen der entsprechenden Klassenstufe, dem der/die Schüler*in angehört und dem schulinternen Curriculum der jeweiligen Herkunftsschule, unter Berücksichtigung der sich aus der Krankheit ergebenen Bedingungen. Der Unterricht konzentriert sich im Grundschulbereich vorrangig auf die Fächer Mathematik, Deutsch sowie Sachunterricht bzw. im Sekundarbereich noch zusätzlich auf Englisch, Geschichte, Geografie und Naturwissenschaften. Vielfältige Projekte (z.B. im Kunstbereich) strukturieren die Wochenarbeit der einzelnen Klassen. Bezüglich weiterer Fächer werden mit den leistungsorientierten SchülerInnen Einzelabsprachen getroffen. Mit den LehrerInnen der Herkunftsschulen erfolgt ein informeller Austausch über die Unterrichtsinhalte und Lehrmethoden. Durch diese Absprachen zwischen Herkunftsschule und Klinikschule können Schüler*innen ohne Verzögerung an ihren Stoffgebieten weiterarbeiten. Wenn die Erkrankung des Schülers/der Schülerin dies zulässt, können auch Leistungsüberprüfungen (z.B. Klassenarbeiten oder Prüfungen) zeitgleich oder zeitnah zur Herkunftsschule geschrieben werden und an die diese sicher zurückgesandt werden. Im Nachmittagsunterricht werden diejenigen Schüler*innen unterrichtet, für die der Kernunterricht allein nicht ausreicht, aber auch solche, die einzeln unterrichtet werden müssen, weil sie die klinische Station nicht verlassen dürfen.

Trotz des Umstandes, der sich ständig verändernden Schüler*innenschaft, wird auch in der Klinikschule ein Klassen- und Schulleben immer wieder neu initiiert und gepflegt. Dieses findet Ausdruck u. a. in gemeinsamen Besuchen von Kinoveranstaltungen und Theateraufführungen. Aber auch, mit den SchülerInnen gemeinsam organisierte Basare und Feste zu den verschiedenen Feiertagen (z.B. zum Oster- und Weihnachtsfest) sind zentraler Bestandteil des Schullebens. Höhepunkt und Abschluss des Schuljahres ist das jährlich stattfindende Sommerfest der Klinikschule. Leider waren in den letzten zwei Jahren diese Aktivitäten des Schullebens unter den Corona – Bedingungen der Klinik nur sehr eingeschränkt möglich.

Die Lehrer*innen

Auf Grund der Heterogenität der Schüler*innen und den daraus resultierenden Anforderungen, arbeiten an der Klinikschule Lehrer*innen mit den unterschiedlichsten Lehrbefähigungen (Sonderschullehrer*innen, Grundschullehrer*innen, Lehrer*innen der Sekundarstufe I und II), mit den verschiedensten Fächerkombinationen und zusätzlichen Qualifikationen. Zusätzlich haben alle Kolleg*innen langjährige Erfahrungen mit besonderem Schüler*innenklientel. Es arbeiten 14 Lehrer*innen an der Klinikschule.

Geht der klinische Aufenthalt mit schulischen Problemen einher, stellen die Lehrer*innen der Klinikschule in Kooperation mit den Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie Kontakte zwischen den im Einzelfall relevant erscheinenden Institutionen der Hilfesysteme her (SIBUZ, KJPD, Schulpsychologie, Jugendhilfe, niedergelassene Ärztinnen/Ärzte und Therapeutinnen/Therapeuten) und nehmen an Hilfekonferenzen teil.

Die Ziele

1) Adäquatheit

Ziel ist es, jedem/jeder Schüler*in ein umfangreiches und gleichzeitig adäquates individuelles Schulangebot zu bieten, das sich in seiner Schwerpunktsetzung an den besonderen Bedingungen der jeweiligen psychiatrischen Störung sowie den Umständen der individuellen Schullaufbahn orientiert.

2) Vielfältigkeit

Ziel ist es, zumindest in den wichtigsten Schulfächern, ein vielfältiges Angebot an Unterrichtsinhalten und Lernmaterialien bereit zu halten, das es uns ermöglicht, den Schülern*innen Unterricht entweder in den ihnen bekannten Formen ihrer Herkunftsschulen oder in Form von Alternativen zu den an ihrer Herkunftsschule negativ erlebten Unterrichtsformen anbieten zu können.

3) Förderung der psychischen Gesundung

Ziel ist es, den Schulalltag so zu gestalten, dass in den Lerngruppen ein Schulklima gegeben ist, das die therapeutischen Ziele der HELIOS-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bezüglich der Stärkung des Selbstwertgefühls und allgemein der Förderung der psychischen Gesundung unterstützt.

4) Schulische Rehabilitation

Ziel ist es, in Bezug auf jeden/jede Schüler*in intensiv mit der zuständigen Herkunftsschule und der HELIOS-Klinik zusammenzuarbeiten und entsprechend den Erfordernissen der individuellen Schulsituation der jeweiligen Schülerin / des jeweiligen Schülers mit weiteren Teilen des Hilfesystems zu kooperieren, um angemessene Perspektiven und Lösungen hinsichtlich der Nachsorge zu entwickeln und zu realisieren.

Die Nachsorge

Der überwiegende Teil der Schüler*innen hat im weitesten Sinn Probleme, die sich im schulischen Kontext zeigen. Die Auseinandersetzung mit diesen Problemen führt dazu, dass sich die Unterrichtsziele vielfach von den Unterrichtszielen der Regelschule unterscheiden. Häufig steht im Zusammenhang mit dem Klinikaufenthalt die Beratung über die Schullaufbahn an, weshalb neben dem Unterricht auch der Nachsorge eine besondere Rolle zukommt.

Anders als andere Schulen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die ihre Schüler*innen über den klinischen Aufenthalt hinaus unterrichten und zum Schulabschluss führen können, verfügt die Klinikschule-Buch über solche Möglichkeiten nicht. Die Nachsorge konzentriert sich darauf, die SchülerInnen und ihre Erziehungsberechtigten über die Möglichkeiten alternativer Schullaufbahngestaltungen zu informieren, die Lehrer*innen der Herkunftsschulen bei der Reintegration und bezüglich des Umgangs mit den krankheitsbedingten Verhaltensweisen zu beraten, Empfehlungen über eine erfolgversprechendere Schullaufbahngestaltung zu geben und gegebenenfalls die Schüler*innen an andere Schulen bzw. in Kooperation mit den Jugendämtern an Einrichtungen der Jugendhilfe zu vermitteln, die über ein eigenes Schulangebot verfügen.

Die Mitarbeit der Klinikschule sowie der Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie im nachsorgenden Hilfesystem endet in der Regel mit der Entlassung der Schüler*innen aus der Klinik. Im Einvernehmen mit den Erziehungsberechtigten findet eine Betreuung durch den/die Beratungslehrer*in für psychisch Kranke auch über diesen Zeitpunkt hinaus statt. Allgemein gilt aber, dass die Klinikschule nur Empfehlungen aussprechen kann und keinen Einfluss auf die tatsächliche Umsetzung der Vorschläge hat.